Montag, 23. Dezember 2013: Des Sultans Homebase…

Nach dem Frühstück markiere ich in meinem Navi erst einmal die aktuelle Position des Hotels. Heute Abend will ich es in weniger als 10 Minuten im Rushhour-Verkehr im Anflug finden können. J  Die letzten zwei Tage stehen im Zeichen der Hauptstadt-Erkundung. Muscat (sprich Masskatt) hat nichts mit der Muskatnuss zu tun. Die Bedeutung liegt wohl zwischen „Ort des Fallens“, „Ankerplatz“ bzw. den Bergen, die steil zum Ufer des Meeres abfallen. Muscat ist nicht vergleichbar mit Dubai oder Abu Dhabi. Gottseidank. Der eigentliche Ort Muscat besteht nur aus dem Regierungsviertel, dem Palast des Sultans, ein bisschen „Alt“stadt und den zwei Festungen Mirani und Jalali, die nicht öffentlich zugänglich sind. Jalali ist sogar nur Staatsgästen vorbehalten. Das Leben tobt in den Ortsteilen um Muscat herum, z.B. in Qurum und Mutrah bzw. dem Umland, das zur Capital Area gehört.

Man hat in Oman darauf verzichtet mit den Ölmillionen aberwitzige und überflüssige Wolkenkratzer wie in den Emiraten zu bauen. Muscat hat zwar kaum einen Altstadtkern, aber alles wurde städtebaulich behutsamer und der Tradition des Landes angepasster neu gebaut. 1970 entmachtete der heutige Sultan Qaboos seinen Vater, der es strikt verbot, neue Gebäude zu erbauen, dessen Land extrem rückschrittlich war. Es soll nur eine Schule im ganzen Oman gegeben haben. Der in England ausgebildete neue Sultan gelobte in seiner Krönungsansprache, den Oman in die Moderne zu führen. Mit den Ölmillionen ist ihm das weitestgehend gelungen. Es gibt überall kostenlose Schulen, Krankenhäuser und eine richtig gute Infrastruktur, die ständig erweitert wird. Natürlich alles auch irgendwo auf Kosten der Millionen Billiglöhner aus Asien, die diesen Fortschritt in die Tat umsetzten. Ich habe mich schon in den Emiraten gefragt, warum man dem emsigen asiatischen Billigarbeiter nicht mal ein Denkmal setzt. Das wird es aber vermutlich nie geben.

Mein Hotel steht im Ortsteil Ruwi. Ich mach mich als Erstes auf nach Mutrah, will in den Souq, der zwar renoviert ist, aber trotzdem noch eine Menge arabisches Flair haben soll. Mutrah ist eigentlich die Schwesterstadt von Muscat, hatte nur den Nachteil, von der Landseite angreifbar zu sein, da es keine schützenden Berge hat. Ich lande an der Corniche, der relative neuen Uferstraße von Mutrah, die auch gut in Südeuropa hätte stehen können. Irgendwo bekomme ich sogar einen Parkplatz. Nebenan verzücken Wellenbrecher Schulkinder auf dem Nachhauseweg, indem öfters mal eine größere Dusche auf den Gehweg schwappt und den einen oder anderen der Jungs erwischt. Einer von ihnen macht es sich völlig durchnässt auf meiner Motorhaube bequem. Ich erschrecke ihn mit der kräftigen Hupe. Der Arme. J 

Ich streife durch den gegenüberliegenden Souq, der eindeutig asiatisch dominiert wird. Die auch hier recht aufdringlichen Verkäufer wehre ich mit dem Zeigefinger vor und einem Psssssst! aus meinem Mund ab. Das verblüfft immer wieder den einen oder anderen. Ehrlich gesagt brauche ich von diesem teilweise üblen Touristentand nichts. Selbst die Krummdolche gefallen mir nicht, ist einfach nicht mein Style. Trotzdem suche ich ein paar Mitbringsel. Landestypisch. Weihrauch fällt mir ein. Ich kaufe ein paar kleine Dosen davon. Sicher nur Touristenverschnitt, denn das gute Zeugs sieht schon allein von der Färbung etwas anders aus und ist auch teurer. Egal, es riecht nach Weihrauch. Ich sehe nirgends Tabak für Wasserpfeifen, frage einen Asiaten danach. Wir wechseln die Seite des Souqs und kramen zusammen in ein paar Kisten herum, packen ein paar Sorten aus. Dann noch ein wenig handeln, das macht mir ja immer am meisten Spaß.

Irgendwann drifte ich in den Gold-Souq ab, das interessiert mich jedoch gleich gar nicht. Auch nicht der angrenzende Kleinkinderbekleidungs-Souq. Ich suche den Ausgang, setze mich in eines der wenigen Straßen-Cafe, denn es fängt wieder leicht zu regnen an. Nachdem ich noch ein paar interessante Schnappschüsse gemacht und gelesen habe, mach ich mich in das Regierungsviertel, ins eigentliche Muscat auf. Das geht ohne Stau nicht vonstatten. Irgendwann spült es mich direkt vor den Arbeitsplatz vom Sultan Qaboos. Also seinem Arbeitspalast. Der sieht wie wie der Eingang zu einem Vergnügungspark aus – sehr farbenfroh, getragen von vier pilzförmigen Säulen. Der Palast steht am Meer, drei Flakgeschütze sind auf die Meeresseite gerichtet, aber abgedeckt. Ich stehe auf der Seite der Festung Mirani, während das da gegenüber das Fort Jalali sein muss. Nett, ich habe es gesehen und cruise weiter durch den Regierungsbezirk. 

Ich fahre auf Verdacht ins Finanzministerium rein. Keiner stoppt mich, aber ich habe einen guten Parkplatz, um die andere noch prachtvollere Seite des „Disney“-Arbeitspalastes mir anzuschauen. Alles schön grün und bepflanzt hier. Ein paar Touristen schleppen sich in der Hitze über den großen Vorplatz, knipsen und verschwinden wieder. Da schließe ich mich an. Ich verlasse Muscat über Sidab, einem Vorort für Wohlbetuchte. Vermutlich werden hier die hohen Staatsbediensteten und die Elite des Landes wohnen. Die angrenzende Marina ist nicht besonders erwähnenswert. Einige einsam in der Landschaft wuchtig herumstehende Regierungsgebäude passierend komme ich wieder in „meinen“ Ortsteil Ruwi, genauer gesagt nach Wadi Kabir. Fast brauche ich meinen Navi-Marker nicht, aber auch nur fast.

Ich beschließe, heut mal schick essen zu gehen, mal keine Straßenkneipe, sondern was richtig Gutes, arabisch soll es aber schon sein. Mein Reiseführer meint, dass das www.kargeencaffe.com dafür recht gut taugen würde. Das beste arabische Restaurant in der Stadt. 18 km sagt meine NaviApp. Dann noch ein paar Leute fragen und schließlich stehe ich vor dem Kargeen, das erwartungsgemäß nicht leer ist, sondern gut besucht. Ein paar Edelkarossen stehen davor. Ich bevorzuge den Außenbereich. Staat arabischer Musik höre ich amerikanische Weihnachtslieder aus den 40er Jahren. Die mag ich zwar, aber nicht jetzt.

Einen Tisch bekomme ich nicht zugewiesen, also suche ich mir einen freien Sechsertisch aus. Das asiatische Personal hat man als Beduinen verkleidet. Die indischen Beduinen sind aber schwer beschäftigt und überlastet, rennen wie Hochleistungssportler hin und her, kommen aber nicht an meinen Tisch. Liegt es jetzt an meiner dunklen Kleidung und am spärlich illuminierten Tisch? Ich werfe mich zwei falschen Beduinen in den Weg, frage erst nach einer Karte, dann nach einer Möglichkeit zum Bestellen. Beides wird mir irgendwann gewährt. Arabisches Roulette spielend bestelle ich etwas, was mir völlig unbekannt ist und auch so klingt. Irgendwann kommt das dann tatsächlich an meinen Tisch – Fleisch und Chips in einer kalten Joghurtsoße vergraben, garniert mit Grantapfelmunition. Das schmeckt nicht schlecht.

Ich lasse meine Reise revue passieren und stelle fest, dass es eine verdammt gute Idee war, den Oman zu bereisen. Mir gefällt es hier. Unter Umständen könnte man irgendwann noch einmal herkommen, wenn die Reiseländer ausgehen. Dubai hingegen reicht vermutlich bis zu meinem Lebensende. 



Mutrah, gegenüber dem Hafen am Ende der Corniche Road
Mutrah Souq


Yoda vor dem Arbeitspalast vom Sultan


Des Sultans Garten-Flak...

Wappen des Sultans / Staatswappen

Arbeitspalast des Sultans (Landseite)

Marina bei Sidab

Das Kargeen







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