Sonntag, 15. Dezember 2013: Zwischen gigantischen Felsen in leeren Wadis… bis nach Rustaq

Gegen 8:30 Uhr knallt die Sonne gnadenlos auf mein Zeltdach. Zeit zum Aufstehen. Die nagelneue flauschige Carrefour-Kuscheldecke flust extrem, jetzt habe ich den Fusselmist an Hose und T-Shirt! Das Übernachtungsequipment ist genauso schnell ab- wie zuvor aufgebaut. Ich beschließe noch einmal zu den heißen Quellen von Nakhl zu fahren und dort am Ufer des Wadi zu frühstücken.  Gemeinsam mit Yoda finde ich eine schattige Stelle auf der anderen Seite des Ufers, springe über halb glitschige Steine trockenen Fußes bis dorthin. Heute ist im Unterscheid zu gestern Abend hier nichts los. Nach dem Frühstück gehe ich hinter zum Becken der heißen Quelle. Schön gemütlich und heftig warm, das Wasser. Das war es schon unten am Fluss, in dem das Wasser der Quelle zum größten Teil landet. Hier könnte ich mich doch waschen? Keine Ahnung, ob man das als Außenstehender darf. Als ich am Parkplatz meine Badehose holen will, kommen fast zeitgleich 3 Autos an. Aus dem einen steigen vier Burka-Trägerinnen, aus dem anderen jeweils zwei junge und alte Männer. Alle laufen sie hinter zum Quellbecken und ich verzichte darauf. Noch stinke ich ja nicht. ;)

In Nakhl soll es auch eine guterhaltene Festung geben. Sie wurde 1990 restauriert und neu eingerichtet und stammt aus der Zeit der persisch-sassanidischen Besatzungszeit. Auf gut 3400 qm kann man sich des Öfteren gut den Kopf stoßen, weil wohl auch Zwerge hier wohnten. Bei meiner Ankunft fuhr gerade eine französische Reisegruppe ab. Für 15 Minuten hatte ich die Festung für mich, dann kam eine deutsche Reisegruppe. Sie waren wohl in Eile, denn jemand sagte, dass sie in 15 Minuten wieder im Bus sein müssen. Das ist eine schöne Bestätigung für mich, nicht so zu reisen. Wenn es mir gefällt, kann ich hier den ganzen Tag bleiben und Handstand üben. Die Mitglieder dieser Reisegruppe nicht. Aber sicher hat es auch Vorteile, dieses Gruppenreisen – man findet die Sehenswürdigkeiten schneller, sie werden erklärt, kurz angerissen, aufgenommen aber vielleicht auch genauso schnell wieder vergessen…

Ich setze mich in einen dieser Festungsräume auf den Teppich, im Rücken eines der bunten Kissen und lese meinen Reiseführer. Ab und an schaut ein Landsmann herein und geht wieder. Nach einer Stunde verlasse auch ich die Festung und bezahle nachträglich, weil beim Betreten kein Wechselgeld vorhanden war. Das ist es jetzt immer noch nicht, daher nimmt der Kassierer die Hälfte in Dirham (Dubai/Abu Dhabi-Cash) und die Hälfte in Omanischen Real.
Im Reiseführer stand auch noch etwas über eine verlassene alte befestigte Stadt, die inmitten der neu um sie herum entstandenen Stadt zerbröselt. Ich schau mir Muslimat an, finde die Ruinen sogar spannender, als die zuvor gesehene 1A-restaurierte Festung von Nakhl. Die Moschee dieser Ruinenstadt wird noch benutzt. Gerade als ich zum Auto gehe, kommt mir der Iman lächelnd entgegen und wenig später höre ich seine Gebetsgesänge über den Lautsprecher.

Ich fahre weiter Richtung Rustaq, will da heute übernachten. Vorher mache ich links noch zwei Abstecher in zwei gewaltige Wadis. Beeindruckend sind die riesigen Felswände links und rechts des Wadi, der trocken ist. Beeindruckend auch, wie man hier Straßen durch die Felsmassive gesprengt und gebaut hat. Wie abgeschnitten müssen doch all die kleinen Dörfer und Weiler entlang dieser Wadi zuvor gewesen sein. Viele sind leider immer noch nur mit Geländewagen zu erreichen. Das ist für mich ärgerlich, aber was nützt mir ein abgerissener Auspuff oder eine perforierte Bodenwanne hier draußen? Wann immer ich eines der teilweise auf die Felsen festgespeichelten kleinen Dörfer oder Weiler näher erkunden will, komme ich nicht weiter. Entweder ist da eine Felswand oder eine sehr grobe Piste. Heute habe ich zudem auch ein kleines Formtief, habe Kopfschmerzen und muss zweimal das Auto stoppen, weil mich der Schlaf überkommt. Hier in den Dörfern gibt es auch nichts zu kaufen. Wenn man mal einen Laden sieht, dann sind Eisengitter davor. Manchmal führt die Straße auch durch das Wadi-Flussbett. Dann sind in der Senke rote massive Stäbe an den Fahrbahnrändern zu sehen und ein Schild mahnt ebenfalls in Rot, dass man unbedingt stoppen soll, wenn das Wasser diese Stäbe erreicht hat. Ich stelle mir das gerade vor – das ganze Tal geflutet und dann preschen die riesigen Geländewagen sicher auch noch durch die Furt, wenn die roten Stäbe fast überflutet sind.

11 km vor Rustaq geht es in den Wadi Bani Awf. Den wollte ich eigentlich befahren, um in einer Schleife durch die Berge/Wadis nach Rustaq zu kommen. In einer Stunde wird es dunkel, also gegen 18 Uhr. Dann wieder im Dunkeln nach einem Hotel suchen bzw. im Wadi umkehren zu müssen, weil plötzlich nur noch eine Piste vorhanden ist steht gegen sofort nach Rustaq über die Hauptstraße fahren. Ich entscheide mich für Letzteres. In Rustaq brauche ich ca. eine Stunde, befrage 7 Einwohner, bis ich endlich das einzige Hotel, das in meinem Reiseführer ausgewiesen ist, finde. Das Al-Shimookh Tourist Resthouse befindet sich an der Straße nach Ibri. Das diese Straße aber hinter einem Berg liegt und nicht im alten Ortskern von Rustaq, das habe ich dann von Nr.7 erfahren, der englisch konnte. Die Anderen hatten nur Handzeichen und wohlgemeinte nicht sachdienliche Ratschläge drauf.
  
Das Hotel wird von einem dreisten und ständig lächelnden „No Problem.“-Inder geführt, der mir doch glatt 30 OMR (58 EUR) für ein heruntergekommenes Doppelzimmer abnimmt. Die Einzelzimmer wären alle besetzt. Klar doch. Wahrscheinlich weiß er sehr genau, dass es im weiten Umkreis kein anderes Hotel gibt, was ich mir wiederum bei einer 90000 Einwohner zählenden Stadt wie Rustaq nicht vorstellen kann. Sei’s drum. Ich suche mir noch ein dazu passendes einfaches Restaurant in der Nachbarschaft (die alle das gleiche Niveau haben) heraus und esse irgendwas Indisch-Pakistanisch-Tamilisches. Und dann wollte ich ja noch die letzten drei Reisetrage nachtragen, was ich hiermit tat.


Die heiße Quelle von Nakhl

Fort Nakhl


Fort Nakhl


Yoda hat Heimweh


Ruine in Muslimat



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