Gegen 8:30 Uhr knallt die Sonne gnadenlos auf mein
Zeltdach. Zeit zum Aufstehen. Die nagelneue flauschige Carrefour-Kuscheldecke
flust extrem, jetzt habe ich den Fusselmist an Hose und T-Shirt! Das Übernachtungsequipment
ist genauso schnell ab- wie zuvor aufgebaut. Ich beschließe noch einmal zu den
heißen Quellen von Nakhl zu fahren und dort am Ufer des Wadi zu
frühstücken. Gemeinsam mit Yoda finde
ich eine schattige Stelle auf der anderen Seite des Ufers, springe über halb
glitschige Steine trockenen Fußes bis dorthin. Heute ist im Unterscheid zu
gestern Abend hier nichts los. Nach dem Frühstück gehe ich hinter zum Becken
der heißen Quelle. Schön gemütlich und heftig warm, das Wasser. Das war es
schon unten am Fluss, in dem das Wasser der Quelle zum größten Teil landet. Hier
könnte ich mich doch waschen? Keine Ahnung, ob man das als Außenstehender darf.
Als ich am Parkplatz meine Badehose holen will, kommen fast zeitgleich 3 Autos
an. Aus dem einen steigen vier Burka-Trägerinnen, aus dem anderen jeweils zwei
junge und alte Männer. Alle laufen sie hinter zum Quellbecken und ich verzichte
darauf. Noch stinke ich ja nicht. ;)
In Nakhl soll es auch eine guterhaltene Festung geben.
Sie wurde 1990 restauriert und neu eingerichtet und stammt aus der Zeit der
persisch-sassanidischen Besatzungszeit. Auf gut 3400 qm kann man sich des
Öfteren gut den Kopf stoßen, weil wohl auch Zwerge hier wohnten. Bei meiner
Ankunft fuhr gerade eine französische Reisegruppe ab. Für 15 Minuten hatte ich
die Festung für mich, dann kam eine deutsche Reisegruppe. Sie waren wohl in
Eile, denn jemand sagte, dass sie in 15 Minuten wieder im Bus sein müssen. Das
ist eine schöne Bestätigung für mich, nicht so zu reisen. Wenn es mir gefällt,
kann ich hier den ganzen Tag bleiben und Handstand üben. Die Mitglieder dieser
Reisegruppe nicht. Aber sicher hat es auch Vorteile, dieses Gruppenreisen – man
findet die Sehenswürdigkeiten schneller, sie werden erklärt, kurz angerissen,
aufgenommen aber vielleicht auch genauso schnell wieder vergessen…
Ich setze mich in einen dieser Festungsräume auf den
Teppich, im Rücken eines der bunten Kissen und lese meinen Reiseführer. Ab und
an schaut ein Landsmann herein und geht wieder. Nach einer Stunde verlasse auch
ich die Festung und bezahle nachträglich, weil beim Betreten kein Wechselgeld
vorhanden war. Das ist es jetzt immer noch nicht, daher nimmt der Kassierer die
Hälfte in Dirham (Dubai/Abu Dhabi-Cash) und die Hälfte in Omanischen Real.
Im Reiseführer stand auch noch etwas über eine verlassene
alte befestigte Stadt, die inmitten der neu um sie herum entstandenen Stadt
zerbröselt. Ich schau mir Muslimat an, finde die Ruinen sogar spannender, als
die zuvor gesehene 1A-restaurierte Festung von Nakhl. Die Moschee dieser
Ruinenstadt wird noch benutzt. Gerade als ich zum Auto gehe, kommt mir der Iman
lächelnd entgegen und wenig später höre ich seine Gebetsgesänge über den
Lautsprecher.
Ich fahre weiter Richtung Rustaq, will da heute
übernachten. Vorher mache ich links noch zwei Abstecher in zwei gewaltige
Wadis. Beeindruckend sind die riesigen Felswände links und rechts des Wadi, der
trocken ist. Beeindruckend auch, wie man hier Straßen durch die Felsmassive
gesprengt und gebaut hat. Wie abgeschnitten müssen doch all die kleinen Dörfer
und Weiler entlang dieser Wadi zuvor gewesen sein. Viele sind leider immer noch
nur mit Geländewagen zu erreichen. Das ist für mich ärgerlich, aber was nützt
mir ein abgerissener Auspuff oder eine perforierte Bodenwanne hier draußen?
Wann immer ich eines der teilweise auf die Felsen festgespeichelten kleinen
Dörfer oder Weiler näher erkunden will, komme ich nicht weiter. Entweder ist da
eine Felswand oder eine sehr grobe Piste. Heute habe ich zudem auch ein kleines
Formtief, habe Kopfschmerzen und muss zweimal das Auto stoppen, weil mich der
Schlaf überkommt. Hier in den Dörfern gibt es auch nichts zu kaufen. Wenn man
mal einen Laden sieht, dann sind Eisengitter davor. Manchmal führt die Straße
auch durch das Wadi-Flussbett. Dann sind in der Senke rote massive Stäbe an den
Fahrbahnrändern zu sehen und ein Schild mahnt ebenfalls in Rot, dass man unbedingt
stoppen soll, wenn das Wasser diese Stäbe erreicht hat. Ich stelle mir das
gerade vor – das ganze Tal geflutet und dann preschen die riesigen Geländewagen
sicher auch noch durch die Furt, wenn die roten Stäbe fast überflutet sind.
11 km vor Rustaq geht es in den Wadi Bani Awf. Den wollte
ich eigentlich befahren, um in einer Schleife durch die Berge/Wadis nach Rustaq
zu kommen. In einer Stunde wird es dunkel, also gegen 18 Uhr. Dann wieder im
Dunkeln nach einem Hotel suchen bzw. im Wadi umkehren zu müssen, weil plötzlich
nur noch eine Piste vorhanden ist steht gegen sofort nach Rustaq über die
Hauptstraße fahren. Ich entscheide mich für Letzteres. In Rustaq brauche ich
ca. eine Stunde, befrage 7 Einwohner, bis ich endlich das einzige Hotel, das in
meinem Reiseführer ausgewiesen ist, finde. Das Al-Shimookh Tourist Resthouse
befindet sich an der Straße nach Ibri. Das diese Straße aber hinter einem Berg
liegt und nicht im alten Ortskern von Rustaq, das habe ich dann von Nr.7
erfahren, der englisch konnte. Die Anderen hatten nur Handzeichen und
wohlgemeinte nicht sachdienliche Ratschläge drauf.
Fort Nakhl
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