Ich habe gestern aus meinen Reiseführer
herausgeschrieben, WAS ich mir in den verbleibenden knapp 2 Tagen noch
anschauen will. In dieser Stadt. Ich halte es für eine gute Idee, die weiter
entfernt liegenden Ziele mit der Metro Red Line bis zur Rushhour abzufahren,
denn gegen Abend wird es in den schicken vollautomatischen Metrowagons so
richtig kuschelig eng. Ich fahre also raus mit der Red Line bis zur Station
First Gulf Bank und nehme mir ein Taxi bis zum ehemaligen Nummer 1 –
Vorzeigebauwerk von Dubai – dem Burj al Arab. Das 1999 eröffnete Hotel der
Superlative machte Dubai erst so richtig berühmt. Der „arabische Turm“ wurde
auf einer künstlichen Insel 300 m vor dem Strand ins Meer gesetzt, ist 321 m
hoch und kostete die Kleinigkeit von 1.2 Mrd. US-Dollar. Man kommt da auch
nicht einfach so rein oder auch nur in greifbare Nähe, es sei denn man hat eine
Reservierung für eines der sündhaft teuren Restaurants, wenn man schon nicht
drin wohnt. Die Reservierung habe ich jetzt vergessen. Dafür smalltalke ich ein
wenig mit George, dem kenianischen SecurityMan, der mir freundlich lächelnd
bestätigt: „Du kummst da net rein.“ Aber natürlich ist es in Deutschland gerade
sehr viel kälter und ich komme hier nur wegen der Sonne her. ;) Nebenan ist ein
gigantisches Spaßbad hinter einer Zyklopenmauer, was wohl eine arabische Festung
sein soll, versteckt.
Blöd. Jetzt habe ich keine Badehose mit. Mich hätte die
neueste Kollektion von Burka-Badeanzügen sehr interessiert. Vermutlich sind da
aber sowieso nur Russen drin. Ich ziehe weiter zum benachbarten, etwas weniger
imposanten Gigantohotel namens Jumeirah. Da will ich nicht rein, aber ich
checke in einem der dort wartenden Taxis ein, das mich zur letzten Metrostation
zurückbringt. Von da geht es weiter bis zur Dubai Marina Station. In der
gleichnamigen sich teilweise noch im Bau
befindlichen maritimen Wolkenkratzergegend möchte ich mir anschauen, was
aktuell mit Beton, Glas, Stahl, genügend Geld und einer gehörigen Portion
Größenwahnsinn so bautechnisch geht. Sicher ein Traum für alle
Architekturabsolventen der Weimarer Bauhaus-Universität. Oder auch nicht. Um
einen 4 km langen künstlichen Kanal gruppieren sich etwa 200 Riesenhochhäuser
und ein Yachthafen nebst Uferpromenade. Star dieser Ansammlung von
ungewöhnlichen Hochhäusern ist das www.pentominium.com.
Wenn es fertig ist, dann ist es mit 516 m das höchste Wohnhaus der Welt. Sicher
auch eines der teuersten. Dann bleibt nur zu wünschen, dass hier niemals ein
Tsunami oder ein Orkan vorbeikommt. Aber vermutlich wurde auch dies
berücksichtigt.
An der Uferpromenade kehre ich in einem schicken
iranischen Restaurant mit Wahnsinnsblick über den Yachthafen auf eine Gruppe
von utopisch anmutenden Wolkenkratzern ein. Die zeige ich Yoda. Er sagt nur:
„Es gut nicht ist, wenn kopieren tut deine Spezies die Architektur von
Planetenwelt des Imperiums.“ Da hat er vollkommen Recht. Wenn hier erst mal
eine Legion Klonkrieger landet und das galaktische Copyright ausdiskutieren
will…
Ich überlege noch, ob ich hier auf einer nachgebauten
Dhau eine Stunde um die fertigen und nicht fertigen Wolkenkratzer schippere,
denke aber, dass ich das lieber in Sindbads Heimatstadt im Oman lieber tun
würde. Das ist authentischer und vielleicht auch nicht ganz so touristisch. Next
stop - die Jumeirah Moschee. Die soll an der Red Line Station World Trade
Center liegen. Ein Blick zum Himmel nach dem Ausstieg – alles Flugzeug-frei.
Nur finde ich die Moschee nicht. Ich halte 3 Taxifahrer an, alle schütteln mit
dem Kopf. Fahren sie da keinen Ungläubigen hin? Zwei Hotel-Anfahrt-Dompteure
wissen es auch nicht. Irgendwann in den Häuserschluchten hält ein ziviles
kleines Auto mit einem älteren Inder. Er würde mich da hinfahren.
Er wäre schon seit 40 Jahren hier. Seit damals, wo alles
noch Wüste war. Momentan hat er keinen Job, weil es “Missverständnisse“ gab,
als er noch „Transport Manager“ war. Jetzt kämpft er ums Überleben. Aha. Ich
soll ihm beim Kampf um sein tägliches Dasein helfen. Damit er den morgigen Tag
erlebt. Interessantes Geschäftsmodell. Und so glaubhaft.
Er dreht zwei Runden im nächsten Kreisverkehr und sagt,
dass die Zabeel-Moschee in der Nähe viel besser sei. Er fährt mich dann auch
noch zur Jumeirah Moschee, wenn ich ein paar Bilder gemacht habe. Das sieht
wieder wie eine aufgeschwatzte Abhak-Knips-Tour ohne Taxi-Lizenz aus. Ich
steige aus und gebe ihm ein zwei Euromünzen, da er meinen 100-Dirham-Schein
nicht wechseln kann. Ich gehe über Marmorfußboden zum Eingang der Moschee. Ich
und Moscheen… wann immer ich eine betreten will ist gerade Gebet angesagt. Ich
komme nicht rein. Das ging mir letztens in New Delhi, in Casablanca und in
Djenne (Mali) schon so. Ich höre hier auch zum ersten Mal einen Muezzin rufen.
Mein Hotel scheint schalldicht zu sein. Unweigerlich muss ich an Jean Dujardin
und eine Szene in OSS117 in Kairo denken. Nein, würde ich nie nachmachen. ;)
Allerdings habe ich jetzt ein Problem: der riesige
Parkplatz füllt sich zwar kontinuierlich mit Gläubigen, aber weit und breit
kein Taxi zu sehen. Dann entdecke ich eins, aber der Fahrer putzt lieber sein
Auto und mag mich nicht fahren. Vermutlich wartet er auf jemand. Ich stelle
mich an den Straßenrand. Auch nach 15 min kommt kein Taxi. Die Moschee ist ein
wenig abgelegen. Nebenan soll der ehemalige eingeschossige Palast der Herrscher
von Dubai stehen, wenn ich dem Inder von vorhin Glauben schenken kann. Ich
gehöre gerade zu den Fußkranken, meine Füße schmerzen noch von gestern, jetzt
kommt auch noch ein stechender Schmerz im Fußgelenk hinzu. Endlich kann ich
wenigstens mal authentisch humpeln. Irgendwann kommt ein Kreisverkehr und ich
biege in eine Straße ab, die laut meinem Navi in der richtigen Himmelsrichtung
liegt. Leider ist das eine für den überwiegenden Verkehr gesperrte Straße und nur
für Locals erlaubt. Hier wird demnach auch kein öffentlicher Bus des Wegs
kommen. Merde.
In einer Haltebucht mit absoluten Halteverbotszeichen
bleibe ich trotzig stehen. Irgendwann hält ein Kleinbus, eine Art arabisches
Buschtaxi, nur sehr viel besser in Schuss als die Seelenverkäufer in Westafrika.
Es ist leer. Der Fahrer steigt aus. Er muss beten, kommt in 5 Minuten zurück.
Sprachs und lief auf die nahe Wiese, rollte seinen MobilTeppich aus und betet
gen Mekka. Ich drehe mich diskret zur Straße und warte. Als er wieder
einsteigen will, überrede ich ihn, mich doch wenigstens bis zur nächsten Bus-
oder Metrostation mitzunehmen. Er denkt kurz nach, lächelt und öffnet mir die
Tür. Etwa 5 km weiter lässt er mich an einer öffentlichen Bushaltestelle raus,
möchte auch nichts dafür. Ich bedanke mich in 3 Sprachen und warte auf den
nächsten Bus. Alle 5 Linien kommen irgendwann an einer Metrostation vorbei, das
kann ich locker aussitzen. Eigentlich bin ich ziemlich fertig, steige aber an
der Al Ghubaiba Station aus, um mich noch einmal an den Creek zu begeben, da wo
die Wassertaxis, die Abras ankern. Das ist ein lauschiges Plätzchen, sehr
entspannend nach einem Tag in der Metro, in Taxis und zwischen
Betonmonsterwolkenkratzern. Im Oman werde ich mich entspannen. Habe ja dann ein
eigenes Gefährt. Zurück im Hotel betrachte ich den Schaden an meinen Füßen –
ich denke ich werde das überleben. Morgen 12 Uhr Checkout. Flug gegen 2220 nach
Muskat, Oman.
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