Dienstag, 10. Dezember 2013: Vom steinreichen Doha in das steinreiche Dubai

Der Plan über Nacht von Frankfurt bis Doha schlafen zu können, der ging natürlich nicht auf. Qatar Airlines sammelt alle seine Passagiere erst mal in Doha und verfliegt sie von dort weiter. Mein Zubringerflug war daher vollgestopft mit Thailandbesuchern – solchen und solchen. Aber mehr „solchen“, wie mir scheint. Aber auch jenen, die sich eine thailändische Frau aus dem Katalog ausgesucht und nach Deutschland verschleppt haben, nun aber mit ihr zu den lieben Verwandten nach Thailand besuchfliegen. Eingeklemmt in der Holzklasse zwischen zwei Thailand-Spezies, lauschte ich 15 Minuten dem sturzbachartigen Quasseln über die Vorteile des exotischen Landes für sie, die deutschen SparInvasoren. Dann zog ich es kurz vor dem Start doch lieber getreu meinem Leitsatz „Wenn Du Deine Lage verbessern kannst, dann tue das verdammt auch!“ vor, die Sitzreihe zu wechseln und hatte fortan eine angenehm ruhige und obendrein hübsch anzuschauende asiatische Sitznachbarin bzw. teilte mir mit ihr eine Dreierreihe.

In Doha 2 Stunden tot zu schlagen gelang auch leidlich. Die Logistik zum Anschluss-Beladen meines Fliegers mit Menschenfracht sollten die Katarianer aber noch ein wenig üben. Also bis zu dieser FIFA-Pfeifen-Weltmeisterschaft. Das war dann auch mein erster Flug mit einem Boeing Dreamliner, der vor einigen Wochen wieder mal Schlagzeilen machte, weil die Triebwerke bei Regenwetter vereisen. „Rückrufaktion“ ist eigentlich der zweite Typenname dieses Fluggerätes. Ein Airbus A380, das wär doch mal ein Erlebnis gewesen, auf das ich immer noch warte. Vielleicht gibt es da mehr Freiheit für meine Knie. GeZIPte Touristen – je mehr desto besser, da gibt es leider kaum Ausnahmen bei den Fluggesellschaften.

In Dubai hingegen wartete ich vergeblich auf die Buslinie 402, die mich laut „Marco P(r)olo“ in den zentrumsnahen Stadtteil Bur bringen sollte. Das Taxi mit einem Fahrer aus Bangladesch, den ich flugs in ein Gespräch über die beschissenen Arbeitsbedingungen der Textilindustrie in seinem Land verwickelt hatte, brachte mich für den 20-fachen Buspreis in mein Hotel, aus dem bei meiner Ankunft einige Russen mit extrem kurzen Shorts in die heiße Außenwelt von Dubai purzelten. Die scheinen hier zuhause zu sein, ich hörte dann den ganzen Tag diese Sprache, die ich verdrängt hatte, immer mal wieder. Auch ist sehr vieles in Russisch beschrieben. Mein Hotelzimmer-TV war auch komplett auf Russisch umgestellt (Menü), aber den habe ich flugs auf Deutsch umgestellt, werde das aber dann auf Japanisch verstellen, bevor ich abreise.  

Ich frage mich wie die hier klar kommen – es gibt ja fast keinen Alkohol, jedenfalls nicht im Supermarkt oder den meisten Restaurants. Ich hatte bei meiner Ankunft 26 h nicht geschlafen, wollte mich 2 h hinlegen, wachte aber dann erst nach 4 h wieder auf und in Dubai war es fast schon dunkel. Nach ein paar Versuchen eine dieser Metro-Stationen zu finden, schnappte ich mir ein Taxi mit einem jungen irakischen Fahrer. Gemeinsam schimpften wir ein bisschen über die Amerikaner, die seiner Meinung nach der Grund sind, warum die Bombenmänner aus den Nachbarstaaten im Irak immer mal wieder was hochgehen lassen. Sie kreiden den Irakern die Zusammenarbeit mit den westlichen Besatzern an. Er hofft daher, dass dies nach Abzug der Briten und Amerikaner aufhört. Nur leider bekommen die ihr ganzes Kriegsequipment, ihren Mord&Totschlag-Krempel gerade nicht aus dem Land heraus, jedenfalls nicht kostengünstig, weil es diverse Blockaden der umliegenden Länder gibt. Mein Vorschlag, da Blechskulpturen oder Kriegsmöbel draus zu machen, den verstand er nicht.

Ich ließ mich am weltberühmten und aktuell höchsten Wolkenkratzer, dem Burj Khalifa absetzen, direkt vor der ebenfalls berühmten Dubai Fontaine, einem wunderbaren Wasserspiel, welches abends mehrmals auf dem künstlichen See vor dem 800er-Turm und neben der gigantischen Dubai Mall aufgeführt wird. Irgendetwas Hochfeierliches mit Andrea Bocelli (wenn mein Ohr nicht blind war;) und einer ebenfalls anmutig trällernden Frauenstimme flutete den Platz nach einiger Zeit über zahlreiche Lautsprecher. Die Wasserspiele sind durchaus sehenswert, wenn man von der Körperstatur größer als die Legionen von Touristen ist, die sich vor dem See Fotoapparat und Smartphone gen Himmel streckend versammelt hatten. Nach max. 10 Minuten war das gar nette und kostenlose Schauspiel wieder in den See zurückgekleckert und die Massen versickerten in der nebenan liegenden gigantischen Dubai Mall, dem glaube ich weltweit zweitgrößten Einkaufstempel mit überwiegend teuren Edelboutiquen. Am Fahrstuhl zum Turm standen zu viele potentielle Eroberer desselben, die auf ein Himmelfahrtskommando für 26 Eur warteten. Ich beschloss das so gegen 22 Uhr noch einmal zu versuchen.

Bis dahin trieb ich mich auf verschiedenen Etagen im sehr gut ausgeschilderten Shopping Eldorado herum. Ich war hier schon einmal, vor 3 Jahren. Wir sind damals nach der Arbeit in Abu Dhabi (beim staatlichen Scheich TV) für eine Stunde über die Wüstenautobahn nach Dubai gehetzt, um im Dunkeln den neu eröffneten Burj Khalifa uns anzuschauen. Der hatte aber schon wieder geschlossen, weil das gigantische Meeresaquarium in seinem Untergeschoß ein Leck hatte. Das hatte dann auch der Himmel, auf der Rückfahrt nach Abu Dhabi. Aber das ist wieder eine andere Geschichte… (Den Satz wollte ich schon immer mal schreiben;)
Allein hier in der Dubai Mall müssen Hunderte der Billigarbeiter aus Asien arbeiten. Für 5 Minuten stellte ich mir deren Arbeitsalltag vor, ihre Wohn- und Lebensbedingungen, ihre Hoffnungen, ihre monatlichen Überweisungen eines Teils ihres kargen Lohns in die Heimat, ihre Angst den Job zu verlieren. Ein wenig hatte ich schon vor 3 Jahren über ihre Lebensbedingungen in den Emiraten erfahren. 

Allerdings steht es uns nicht an, dies so sonderlich laut zu kritisieren, denn letztendlich gründet sich auch unser Wohlstand zu einem großen Teil auf diesem weltweiten Heer von schwer unterbezahlten Menschen. Das wird nicht ewig so weiter gehen, hoffe ich. Irgendwo im Food Court (Neudeutsch für Fressstände) beschaffe ich mir einen vietnamesischen Salat von einem pakistanischen Imbissladen. In der Nähe meines Tisches sitzt ein junges islamisches Paar. Er sportlich europäisch gekleidet, sie mit schwarzer Vollrüstung, der blickdichten Burka. Während er sein Essen genießt, muss sie das ihrige unter dem Burka-Visier vorbei in ihren unsichtbaren Mund bugsieren. Und selbst dabei fühlt sie sich beobachtet und setzt sich nach 7 Minuten meiner Anwesenheit so um, dass ich nur noch ihren schwarzverhüllten Rücken sehe. Was für eine Lebensqualität. Aber ich hüte mich hier, das als mittelalterlich zu verurteilen. Könnte ich aber. Man sollte aber auch daran denken, dass die Frauen in Deutschland lange nach dem Krieg auch nicht alle  Rechte hatten, zumindest in Westdeutschland, wo der Mann z.B. eine schriftliche Erlaubnis erteilen musste, wenn seine Frau arbeiten wollte. Auch durfte er sehr lange seine Frau vor dem Gesetz lustig durchprügeln.

Gegen 22:15 Uhr kaufe ich mir ein Ticket für den Fahrstuhl zur Aussichtsplattform des Burj Khalifa, die in der 124. Etage liegt. Am Tage ist es mir dann ein zu großes Gedrängel, 30-40 min Wartezeit trotz Ticket. So fahre ich also mit dem Fahrstuhl und einem versprengten kleinen Russen in irrwitziger Geschwindigkeit die 124 Etagen hoch. Das hat max. gefühlte 70 Sekunden gedauert. Sehen kann man nichts im Fahrstuhl, weil der im Turm steckt. Aber die Sicht von da oben ist atemberaubend und ziemlich exklusiv, da ich mir die große OpenAir-Plattform nur mit zeitweise 5-15 anderen Besuchern teilen muss. Ich bleibe bis Mitternacht auf der Himmelsplattform. Wunderbar, dieses neue Weltwunder, so größenwahnsinnig es auch sein mag. Ich denke mal lieber nicht über die vielen toten Bauarbeiter-Kulis nach, die seine Errichtung in die Tat umsetzten…

Wieder auf der Erde angekommen, scheinen große Teile der Shopping Mall wie ausgestorben zu sein. Ich wollte mit der Metro zurück, aber die fährt nur bis gegen 23 Uhr. Also wieder Taxi fahren. Ein wenig schwatze ich mit dem pakistanischen Fahrer über die Probleme seines Landes, entdecke einen kleinen Supermarkt in der Nähe meines doch recht guten Hotels (Citymax Bur Dubai), welches ich doch glatt bis jetzt empfehlen kann. Hier fröne ich meiner mir in Afrika angewöhnten Leidenschaft nach einem anstrengenden Tag: dem Saftkampftrinken. Und ja, der hier anzutreffende Mangosaft ist extrem lecker. N8.


 Das ist nicht der Burj Khalifa...

 Aber das hier...




Sehen durch die Kameralinse. Genießen danach?


Die Dubai Mall


 Aquarium in der Dubai Mall...











 Big CandyShop in der Dubai Mall...

 Wasserfall in der Dubai Mall...

Wasserfall in der Dubai Mall...





 Willige Statisten...

 Meine Erscheinung, hoch über Dubai: Lawrence of Arabia ;)

 Auch eine Erscheinung... mit Schutzbrille. Wegen all der "Pracht" hier...


 Der Restturm von der Platform aus gesehen...




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