Montag, 9. Dezember 2013: Frankfurt Flughafen

Wider Erwarten habe ich es wieder einmal geschafft: Niemand hat mich bei der Sicherheitskontrolle angegrabscht. Doch als ich fertig mit denen war, standen da ein paar Polizisten herum. Schwarz ist zwar definitiv MEINE Farbe, aber die Ausstrahlung dieser Leute dünkte mir leicht faschistoid. Also ich meine wie sie da arrogant-bedrohlich MPi behängt herum standen und sehr unfreundlich auf Passagiere aus aller Herren Länder starrten und auch wirkten. Eigentlich wollte ich erst in Dubai die Tasten klopfen, aber zwei Stunden Wartezeit sind dann doch zu lang. Vorhin las ich wieder den Andreas Altmann (Gebrauchsanweisung für die Welt). Der ist, was das Reisen, die Neugier auf andere Länder, Menschen, Lebensweisen und Kulturen betrifft weitaus radikaler als ich. Und er kann um Längen besser schreiben. ;) Imponiert mir immer wieder, der in die Jahre gekommene Herr Altmann, mehr als der ebenso alte Timmerberg. Beide in jedem Fall lesenswert. Hier also das Zitat bzw. der Abschnitt, den ich vorhin im Zug las:

Ich mag die Gutmenschen nicht, sie sind mir zu gut. Ich misstraue ihnen, vielleicht tragen sie nur die Maske des Guten. Zudem haben sie den Kopf voller Flausen statt voller Wirklichkeit. Sie schauen nicht hin, sie schauen weg. Sie wollen die heile Welt, mit lauter heilen Menschen. Aber die haben wir nicht. Wir haben augenblicklich einen Planeten, der von ziemlich vielen Unheilvollen ruiniert wird. Dass die meisten, also wir – ob nun Gutmensch oder nicht – via Gier am Unheil mitarbeiten, ist ein alter Hut. Denn der große Haufen brüllt noch immer – mit himmelwärts verdrehten Augen wie in einem Dick-und-Doof-Film – nach Wachstum. Der entfesselte Schwachsinn, wie üblich. Ist uns Habsüchtigen, jenen, die von der Sucht nach Haben nie genug bekommen, noch zu helfen?

Reisende sind ein bisschen schlauer. Mit einem Teil ihres Geldes kaufen sie weder Blech noch Beton, sondern so federleichte Sachen wie ein Ticket. Fünf Gramm wiegt das Stück Papier, ist gut anzusehen und braucht keine fünfzigtausend Jahre, um zu verwittern. Es liegt elegant in der Hand und gilt als Passierschein in die Welt. »Erdkunde« einmal anders: einmal direkt, sinnlich, mit allen Sinnen erfahrbar. Für ein paar Tage, für ein paar Wochen, für ein paar Monate. Zum Vergnügen kommt die Nützlichkeit. Denn Reisen nutzt (auf das Nutzlose komme ich noch zu sprechen) der Gegenwartserkenntnis, der Freude am Leben. Trotz alledem. Trotz der Hyänen, mit denen wir den Planeten teilen müssen.“


Genau 10 Meter vor mir, hinter der Scheibe, schiebt sich gerade mein Flieger aus der hellen Dunkelheit des Flughafens in mein Blickfeld. In einer Stunde sitze ich mit meinem schlauen und federleichten Ticket da drin. Bis später…

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