Mittwoch, 11. Dezember 2013: Chrom, Glas, Stahl, Gold und Mammon wohin das Auge blickt…

Das Frühstück im Hotel ist zwar lecker und ausreichend, aber meine Mitfrühstücker doch sehr gewöhnungsbedürftig. Zumindest für mich. Über die meist ungehobelten Russen lasse ich mich mal nicht aus, könnte ja sein, dass Tatiana, meine Arbeitskollegin, das hier liest. ;) Die ist übrigens nicht so, infolgedessen kann man auch nicht pauschalisieren. Sollte man auch nie. Mir gegenüber sitzt ein älterer Holländer mit extrem kurzen Shorts, die Beine gespreizt. Ich verrücke meinen Stuhl erst mal um 90 Grad, mein Frühstück soll mir ja munden und nicht wieder aus dem Gesicht fallen. Nebenan randaliert ein 3-jähriger Inder, indem er ständig Stühle umwirft. Das kenne ich schon aus Indien – die indische Mittelschicht greift bei ihren kleinen Lieblingen fast nie ein. Die können zu echten Terrorzwergen mutieren. Ein indischer Hotelangestellter greift lächelnd ein und führt den Kleinen, der sich offenbar langweilt, durch das benachbarte Restaurant Gassi. Gut so.

Als ich den nachts geschriebenen Dubai-Dienstag in meinen ReiseBlog hochladen will, streikt blogspot by Google. Ich würde mich zwar mit dem richtigen Passwort einloggen, aber von einer ungewöhnlichen Location. Ich könne den BlogAccount aber mit der hinterlegten (falschen) Telefonnummer per SMS-Code leicht und schnell wieder freischalten lassen. Google tut so ziemlich alles, um an Telefonnummern ihre AccountBesitzer zu kommen. Shit. Ich vertage den Upload. Gehe schnell noch auf das Dach des Hotels, wo sich am Pool ein Dutzend Russen Hirn und Körper braten lassen. Nein, ich lege mich nicht dazu, sondern packe meinen Fotoapparat aus und lichte die Skyline von Dubai mal bei Tage ab.

An der Rezeption bekomme ich heraus, wo denn nun die nächste Metro-Station liegt. Da wäre dann die Al Fahidi – Station, etwa knapp 2 km von hier. So richtig heiß ist es auch nicht, also gehe ich das zügigen Schrittes an. Es gibt nur zwei Metro-Linien in Dubai – die rote und die grüne Linie. Das ist ja mal richtig überschaubar, nicht wie dieses kunterbunt wuchernde Linien-Strickmuster in London, Paris oder Berlin. Mich zieht es als erstes zum Creek, einem Flussarm, der u.a. die Stadtteile Bur Dubai (wo ich wohne) und Deira teilt. Mit einer Abra, einem hölzernen Wassertaxi, setze ich für den Preis von einem Dirham über. Das ist preiswerter als auf dem Styx, wenn man sich nicht zu einer einstündigen Fahrt von einem herumlungernden Schlepper überreden lässt. Am anderen Ufer liegen sehr große Holzfrachtkähne vor Anker und werden abenteuerlich beladen. In einer Seitengasse tauche ich in den Souks ein. So richtig exotisch-arabisches Feeling kommt bei mir aber nicht auf, weil eigentlich neben dem Gold Souk nur billiger asiatischer Ramsch angeboten wird. Ständig wird man angesprochen, was kein Problem ist, aber irgendwie hat sich das wohl weltweit herumgesprochen, dass ich seit letztem Jahr (Curacao) mir seltsame Uhren kaufe. Doch aber nicht solche hier. Die bleiben doch bestimmt an der nächsten Straßenkreuzung stehen oder alle Zeiger fallen nach 2 km Sicherheitsabstand zum Händler gleichzeitig ab.

Ich versuche wieder in Richtung Creek zu steuern, was mir aber nur nach mehrmaligem Einsatz meiner OfflineNaviApp und meinem smarten Wanzentelefon gelingt. Im Reiseführer las ich etwas von den TwinTowers und dem Apple-Restaurant in deren 3.Etage, von wo man einen schönen Blick auf den Creek hat. Die beiden Türme stehen noch, da ist nichts reingekracht und das Restaurant hat wohltuend nichts mit iOS zu tun. Einen großen Kaffee und 7 Bilder weiter bekomme ich mit, dass mein Metro-Tagesticket auch für Busse gilt. Schon in der hochmodernen und führerlosen Metro fielen mir reine Frauenabteile auf, die ich dann wieder verließ, wenn ich mal in so einen Bereich einstieg, wenn auch nur ungern. Das System gibt es aber auch in den Bussen. Die Frauen sitzen vorn, eine Art Schlagbaum trennt den Bereich von dem der Männer ab. Mobiler GeschlechterRassismus. Modernen Frauen ist das aber ab und an gleich – sie sitzen überall. In den Bussen kann man nur mit seinem gültigen Ticket einchecken und – jetzt kommt’s – man muss beim Verlassen des Busses auch wieder auschecken. Durchaus praktisch, denn dann muss der Busfahrer abends nur auf seinem Display schauen, ob die Anzahl der Passagiere = 0 ist, er braucht sich dann nicht mehr in den Fahrgastraum umzudrehen, kann sofort den Bus abschließen und nachhause gehen.

Ich fahre nun mit der roten Linie bis zur Haltestelle Dubai Internet City, nehme mir ein Taxi und lasse mich bis zur Monorail-Hochbahn bringen, mit der man über diese teure Wohninsel in Palmenform bis zum sündhaft teuren Märchenhotel Atlantis kommt. Das besteht aus dem eigentlichen Hotel, einer kleineren ShoppingMall, einem gigantischen Aquarium (ein größeres sah ich nie zuvor), diversen Aqua-Themenparks, einem Spaßbad etc. Gegen 18 Uhr wird es hier schlagartig dunkel. Ich schaue mir einen Teil des gigantischen Aquariums an, bin fasziniert. Nach einiger Zeit nehme ich mir ein Taxi, genieße den Rushhour-Stau bis zur Metro - Haltestelle Dubai Internet City und fahre bis zur Mall of Emirates. Da war ich ebenfalls vor 3 Jahren schon einmal kurz, um einen Blick auf das Dubai Ski Centre zu werfen und mir einen schicken Ersatz-Koffer für das Handgepäck zu kaufen. Viel hat sich nicht geändert – die Mall ist immer noch riesig, schick, voll, teuer und langweilig. Das SkiCentre hat eine neue Attraktion – durchsichtige Riesenplastekugeln, wo sie einen Homo sapiens reinstopfen und den Schneeberg herunterkullern lassen. Weiter oben fahren dann die Abfahrtsski-Könner herunter.
  
Locals wollen auch einfach nur mal Schnee anfassen und ausgiebig darauf herumtrampeln. Mir tun meine TEVA-geschützten Füße weh, ich bestelle mir Chicken Terryiaki und bekomme einen Sender mit Nummer, setze mich irgendwo in das Heer der Futter-Inhalierer. Irgendwann fängt der Sender an zu vibrieren, zu brummen, zu summen, zu blinken. Geht jetzt eine Bombe hoch? Droht eine Evakuierung? Nein. Mein Essen ist fertig.

Ich schleppe mich sichtlich fußerschöpft bis zur Metro. Die ist nun aber mal so richtig voll und wird fast ausschließlich von Gastarbeitern, den Legionen an Kulis, die diese Stadt am Glänzen und Brummen halten, benutzt. An einen Sitzplatz ist hier nicht zu denken. Auch hier ist fast jeder damit beschäftigt, sein Wanzentelefon intensiv zu betrachten, anzulächeln, damit zu spielen oder gar hineinzuschreien. Eine kleine Asiatin, eingeklemmt zwischen zwei Smartphone-Sklaven, liest ein Buch. Bevor sie es zuschlägt, faltet sie noch ein Eselsohrbuchlesezeichen und küsst die aktuelle Seite. Die Lektüre war ein Koranbüchlein. Endlich erreiche ich eine der zwei roten Stationen, die die grüne Linie kreuzen und bin wenig später auch an meiner Ziel-Metrostation.

Wieder im Bereich des Hotel-WLAN’s nehme ich Kontakt zu meinem Kind auf, das mir dann innerhalb von 10 Minuten meinen Blog-Account von Deutschland aus wieder freischaltet. Beim nächsten Trip werde ich WordPress verwenden, diesen Google-Schwachsinn mit Tel.Nr.-Erpressung muss ich mir nicht noch einmal bieten lassen. Gut das es nur die Urlaubs-SimcardTelNr. war. 

 Vom Hoteldach... bei strahlendem
Sonnenschein. Mit Drama-Filter...;)


 Am Creek...



Abras...







 Man hat hier RiesenHolzbootFrachter...die
man kreativ beladen kann...


Die TwinTowers in Deira...





Hotel Atlantis, am Ende der Insel in Palmenform...















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